Lexikon der Hochzeitsbräuche

Ich liebe alte Hochzeitsbräuche – hier habe ich einige versammelt:

Brautjungfern
Die Brautjungfern sind so ähnlich angezogen wie die Braut. Das soll die bösen Geister verwirren und von der Braut ablenken.

Brautkleid
Das Brautkleid sollte auf keinen Fall selbst genäht sein, das bringt Unglück ( heutzutage käme wahrscheinlich sowieso kaum mehr eine Braut drauf, aber früher, als alle Kleidung noch selbst oder von der Schneiderin genäht wurden, war das ein wichtiger Volksglaube.)

Der Bräutigam soll das Brautkleid vor der Trauung nicht sehen.

Knöpfe am Brautkleid sollen Glück bringen. Je mehr Knöpfe am Kleid, desto glücklicher wird die Ehe sein.

Brautschuhe
Früher hat die Braut für ihre Schuhe Pfennig für Pfennig zusammengetragen und dann stolz die Schuhe mit diesen Pfennigen bezahlt. Heutzutage sind die Schuhgeschäfte wahrscheinlich glücklicher, wenn Sie Ihre Kreditkarte zücken.

Ein Glückspfennig im Schuh soll der Braut Wohlstand bringen. Aber wer will schon den ganzen Hochzeitstag mit einem Pfennig / Cent im Schuh herumlaufen. Tut weh! Ob ein Geldschein wohl auch was bringt? Auf jeden Fall eher keine Blasen.

Brautstrauß und Hochzeitsblumen

Brautstrauß
Traditionell ist es Aufgabe des Bräutigams, den Brautstrauß zu besorgen. Es hilft, wenn ihm die Braut vorher sagt, welche Form der Bindung, welche Blumen und welche Farben sie sich wünscht. Der Brautstrauß wird vor der Trauung an die Braut übergeben, die mit dem Strauß in Händen einzieht. Der Bräutigam trägt ein zum Brautstrauß passendes Sträußchen am Revers.
Nach der Trauung wirft die Braut den Strauß unter die Hochzeitsgäste. Fangen sollen ihn nur die unverheirateten Frauen. Welche ihn fängt, wird die nächste Braut sein. Warum sollen eigentlich die unverheirateten Männer heutzutage nicht auch fangen dürfen?

Myrte
Die Myrte, ein immergrüner Strauch mit kleinen weißen Blüten, war in der griechischen Mythologie die Pflanze der Aphrodite, der Göttin der Liebe.
Im alten Palästina trugen bis gegen Ende des 1. Jahrhunderts Bräutigam und Braut bei der Hochzeit einen Kranz aus Myrten und Rosen. Im Deutschland wurde der Brauch, bei der Hochzeit Myrte zu tragen, erst im 16. Jahrhundert bekannt. Dabei trug die Braut einen Kranz aus Myrte und der Bräutigam ein Myrtensträußchen. Nach der Hochzeit zog die Braut eine der Triebspitzen aus ihrem Myrtenkränzchen und brachte sie zum Bewurzeln – die erste Pflanze fürs neue Heim.
Bei der Geburt eines Kindes kann eine Myrte als Lebensbaum gepflanzt werden.

Rose
Die Rose, im antiken Griechenland der Aphrodite und bei den Ägyptern der Isis geweiht, wurde von den Christen auf Maria übertragen. Daher kommen die vielen Bilder der Madonna im Rosenhaag. Die rote Rose ist ein Symbol für Freude, Liebe, Leben, Schöpfung, Schönheit und Erfüllung. Die Rose lehrt uns, unsere Liebe, unsere Gefühle und Gedanken mitzuteilen und ist deshalb eine wunderbare Blume für ein Hochzeitsfest.

Rosmarin
Ähnlich wie die Myrte ist auch der Rosmarin ein immergrüner Strauch und der Aphrodite geweiht gewesen. Braut und Bräutigam sowie die Trauzeugen trugen Rosmarin, in Kranzform oder als Sträußchen. Möglicherweise sollte die stark riechende Pflanze böse Geister vom Brautpaar abwehren. Außerdem sind immergrüne Pflanzen ein Symbol für immerwährende Lebenskraft und sollen so einer Ehe Segen und Dauer verleihen.

Alle Pflanzen, die der Aphrodite geweiht waren, wurden sowohl zur Hochzeit getragen als auch zu Begräbnisriten verwendet oder auf Gräber gepflanzt. Dies mag uns verwundern, doch es kommt wohl daher, dass Aphrodite ursprünglich, bevor sie zur Göttin der Liebe reduziert wurde, auch die Göttin der Unterwelt war.

Brautvater
Der Brautvater führt die Tochter zum Altar. Dies ist ein alter Braut, der noch aus sehr patriarchalen Zeiten stammt. Eigentlich drückt er aus, dass die Braut aus dem Besitz des Vaters in den Besitz des Ehemannes übergeht. Wollen wir ja heute nicht mehr, oder?

Andererseits ist es ein wirklich schöner Brauch, und auch jedes Mal wieder ein bewegender Anblick, wenn der Vater stolz und mit leuchtenden Augen mit seiner Tochter hereinkommt.
Dabei geht der Vater traditionell an der rechten Seite der Braut.
Die Kirchen sehen diesen traditionellen Einzug manchmal nicht so gern. Oft holt der Pfarrer oder die Pfarrerin das Paar auch an der Kirchentüre ab. Bei einer freien Trauung kann das Brautpaar ganz eigenständig entscheiden, ob sie zusammen hereinkommen, ob der Vater die Tochter zum Altar führt oder beide Eltern. Paare, die Kinder haben, ziehen auch gerne mit ihren Kindern ein.

Früher musste der Brautvater die Kosten der Hochzeit tragen. Dies ist heute nicht mehr so. Die Paare richten in der Regel die Hochzeit selbst nach ihren Möglichkeiten aus. Und beide Eltern unterstützen nach Möglichkeit.

Vom Brautvater wird bei der Hochzeitsfeier erwartet, dass er eine Rede hält. Nur Mut!

Kindersegen– so wünscht man dem Brautpaar Glück und viele Kinder
Reis werfen
Blumen streuen (Gäste oder Blumenkinder beim Auszug)
Kinderwagen auf dem Dach installieren

geglückte Verbindung – damit die Liebe lange hält
Die Scherben vom Polterabend gemeinsam wegkehren
Ringtausch
Kuss
eine Hochzeitskerze entzünden
die Hände verbinden
Hand in Hand übers Feuer springen

Handverbindung
Ein schön gestaltetes Tuch oder ein Schal wird über die Hände der Brautleute gelegt. Das Tuch kann vom Brautpaar selbst gestaltet werden oder von jemandem aus der Familie als Geschenk für das Paar.
Dann ziehen Braut und Bräutigam selbst einen Knoten in ihr Tuch.
Dies soll die besondere Verbindung, die am Hochzeitstag stattfindet, für das Brautpaar und für alle Gäste sichtbar und sinnlich erfahrbar machen.

Schutz der Brautleute vor Unglück und bösen Geistern
Krach machen (Scherben am Polterabend, Böller, Hupkonzert, scheppernde Dosen am Auto, ) vertreibt die bösen Geister.
Zerschlagenes Geschirr symbolisiert Glück – also zum Polterabend all die alten Teller und Tassen, die schon immer mal wegsollten, mitbringen, aber auf keinen Fall Glas, denn das bringt Unglück – „Glück und Glas, wie leicht bricht das“.

Die Braut sollte am Hochzeitstag ein Stück ihrer Unterwäsche verkehrt herum tragen. Das soll böse Geister verwirren (warum eigentlich?) Falls Sie darauf eine Antwort wissen, schreiben Sie mir doch bitte ein Mail.

Das Brautpaar soll bei der Zeremonie dicht beeinander beeinander stehen, so dass nichts und niemand sich dazwischen drängen kann.

Salz
Das Brautpaar trägt Salz in der Tasche oder bekommt heimlich Salz in die Schuhe gestreut. Das soll vor bösen Wünschen und Neidern schützen.
Der Brauch, Salz als Reinigungs- und Schutzmittel einzusetzen, ist uralt. Salz besteht aus Natrium und Chlor im Verhältnis eins zu eins. Natrium gibt Halt und Struktur, es konserviert, darum können Lebensmittel durch Einlagerung in Salz konserviert werden. Chlor ist auflösend und sprengt Strukturen und ist dafür verantwortlich, dass Salz manche Stoffe angreift und auflöst. Beide Stoffe zusammen bringen eine starre Struktur in Bewegung und zerfallendes in neue Struktur. Salz ist also ein ganz besonderer Stoff, und es wird in vielen magischen Handlungen verwendet.

Brot und SalzEin alter Hochzeitsbrauch, der dem Brautpaar durch das Brot Lebenskraft und durch das Salz Schutz und Erneuerung wünscht. Ist es nicht etwas ganz schönes, dem Brautpaar ein selbst gebackenes Brot zu schenken?

Schwelle
Der Bräutigam trägt seine Braut über die Schwelle.
Die Schwelle ist im Volksglauben der Ort, wo zwei Welten aufeinander stoßen. Die sichere Welt des eigenen Heims und die Welt draußen. Die Schwelle ist deshalb ein besonderer Ort und früher war es klar, dass man nicht direkt auf die Schwelle treten soll. So brachte der Bräutigam seine Braut sicher ins Haus, indem er sie über die Schwelle trug. Heutzutage haben wir in unseren Häusern eigentlich keine Schwelle im alten Sinne mehr. Deshalb bedeutet der Brauch modern gesehen eher den Übergang in ein gemeinsames neues Leben. So drückt der Bräutigam aus, dass er seine Liebste in den folgenden Ehejahren „auf Händen tragen wird.“

Hindernisse überwinden – am Hochzeitstag und auch in der Ehe
Wenn das Brautpaar am Hochzeitstag die symbolischen Stolpersteine gut meistert, dann werden sie auch in Zukunft zusammen durch Dick und Dünn gehen.
Beispiele für symbolische Stolpersteine, die oft von den Hochzeitsgästen vorbereitet werden:

– Baumstamm gemeinsam durchsägen

– Herz mit Nagelscheren aus einem Leintuch ausschneiden und dann durch das Herzloch steigen

– zusammen über einen Besen springen

– ein Seil wird gespannt und dem Brautpaar die Durchfahrt verwehrt. Es muss sich freikaufen.

Tauben
Tauben stammen aus Mesopotamien und waren der Ishtar, dann in der griechischen Antike der Liebesgöttin Aphrodite heilig. Die Tauben sind in der Liebe sehr treu und brechen ihre Ehe nicht.

Farben
Weiß
ist die Farbe der Braut. Selbst wenn die Braut nicht weiß trägt, kein Hochzeitsgast darf in einem weißen Kleid kommen! Weiß ist traditionell die Farbe der Unschuld und Reinheit. Die Tradition des weißen Brautkleids ist noch nicht so alt. Unsere Großmütter und Urgroßmütter haben zum Teil noch in Schwarz geheiratet. Heutzutage hat die Braut die freie Auswahl und kann sich auch für ein ganz anderes Brautkleid entscheiden. Nur blau sollte es nicht sein, denn…

„Blaue Hochzeitskleider bringen Verdruß, weiße dagegen nur Freude“, so der Volksmund. Dies gilt jedoch nicht für das Strumpfband. Und jetzt kommen wir zum berühmten
„Etwas Altes, etwas Neues, etwas Geliehenes und etwas Blaues“.
Dieser Brauch stammt aus dem Englischen: „Something old, something new, something borrowed, something blue“.
Eine Hochzeit ist ein Übergang über eine Schwelle in ein neues Leben – da ist es gut, dass man die Erinnerung an das mitnimmt, was vorher war (etwas Altes), die Hoffnung auf eine glückliche gemeinsame Zukunft (etwas Neues), treue Freunde (etwas Geliehenes) und ein Symbol für Treue und Beständigkeit (etwas Blaues).

Viele Bräute nehmen für das Blaue ein Strumpfband, für das Neue das Kleid und die Schuhe, leihen sich etwas von ihrer Trauzeugin oder Freundin, z.B. ein kleines Armband, Fußkettchen, etwas für die Haare oder etwas ähnlich kleines. Das Alte kommt oft von der Großmutter, eine Brosche, ein Ring, ein Armband, eventuell sogar die Handschuhe.

Hochzeit und Licht
Am Polterabend versammeln sich alle Gäste vor dem Eingang und geleiten das Brautpaar mit Laternen, Fackeln oder Kerzen noch ein Stück des Weges.Bei der Trauung wird die Hochzeitskerze vom Brautpaar gemeinsam angezündet.
Dazu kann ein Text gelesen werden (googeln Sie einfach „Die Hochzeitskerze spricht“).
Die Hochzeitskerze bekommt zuhause einen besonderen Platz und kann dann an jedem Hochzeitstag wieder herausgeholt werden und zur Feier des Tages angezündet werden. Jede Kerze kann zur Hochzeitskerze werden. Die meisten Paare lassen allerdings ihren Namen, das Datum der Trauung und eventuell noch andere Motive wie Tauben, Ringe, Herzen auf ihre Hochzeitskerze machen. Gestaltete Hochzeitskerzen können Sie in Internetshops und bei größeren Kerzenläden bestellen.

Das Wetter am Hochzeitstag
Regen am Hochzeitstag bedeutet Glück, Reichtum und Kindersegen und manchmal aber auch Tränen.
Also suchen Sie sich aus, woran Sie glauben wollen, falls es bei Ihnen regnen sollte

Kurioses

Honig
Schon der römische Dichter Ovid lobte in seiner „Ars Amatoria“ (Liebeskunst) Honig als Aphrodisiakum. In vielen Volksriten wird die Braut vor der Hochzeitsnacht mit Honig bestrichen. Vor allem ist es oft der Mund der Braut, der innen und außen mit Honig benetzt wird. Da bekommt doch der Ausdruck „Honig ums Maul schmieren“ auf einmal eine ganz andere Bedeutung…

Quellen:
Vielen Bräuchen bin ich im Laufe meiner Arbeit als Freie Hochzeitsrednerin begegnet. Die Informationen über die Pflanzen, das Wetter und den Honig stammen aus dem „Handwörterbuch des Deutschen Aberglaubens“, einer Fundgrube für Zeugnisse des Volks- und Aberglaubens.

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